Saisonvorbereitung 2019 – Wie hilft ein Laktattest bei der Fitness-Analyse?

Wie fit kommt ein Spieler aus der Sommerpause? Und wie verträgt er die besondere Belastung in einem Trainingslager?
Antworten auf diese Fragen und viele mehr findet Timm Sörensen, Athletiktrainer der KSV Holstein, unter anderem durch den Laktattest vor dem Saisonauftakt.

Dessen Ergebnisse fließen sofort in die Belastungssteuerung der Profis ein, die auch im Training mit Hilfe modernster Technik überwacht werden. Laufstrecke, Geschwindigkeit, Herzfrequenz, in farblich unterschiedlichen Kurven und Balken kann Sörensen auf seinem Tablet ablesen, wie jeder einzelne Storch auf Belastung reagiert.

Mit speziellen Funktionsshirts, in die Elektroden und GPS-Sender eingearbeitet sind, werden die Daten gesammelt und live verschickt. Trainerteam und medizinische Abteilung können sofort reagieren, wenn sie erkennen, dass ein Spieler in einem kritischen Bereich angekommen ist.

Sie können aber auch im Nachgang die Zahlen analysieren und die Belastung für jeden Spieler individuell anpassen.

„Wir nutzen den Laktattest zur Beurteilung der aeroben (mit Sauerstoff) Leistungsfähigkeit und ziehen zum Vergleich Daten von älteren Tests zu ähnlichen Testzeitpunkten heran“, sagt der 36-jährige Sörensen. „Die Leistungskontrolle erfolgt also nicht einmalig, sondern stetig.“

Als Konsequenz erhielten Spieler mit starken Defiziten individuelle Pläne anhand ihrer im Test ermittelten Laufgeschwindigkeiten und Herzfrequenzen, so Sörensen weiter, der auch im Trainingslager im österreichischen Bad Tatzmannsdorf auf das Leistungsdiagnostik-System der Firma Polar Team Pro setzt.

Was sind Laktate und wofür müssen sie getestet werden?

Laktate sind saure (ermüdende) Endprodukte eines Energiegewinnungsprozesses im menschlichen Körper, der ohne Sauerstoff (anaerob) und mit Laktat (laktazid) erfolgt.
Jede Zelle des Organismus hat einen Stoffwechsel, für den sie Energie benötigt. Auch die Muskelzelle, die bei körperlicher Anstrengung aktiv wird.

Die Energie für körperliche Anstrengungen wird nicht unmittelbar aus der Nahrung gewonnen, also aus Kohlenhydraten, Fetten oder Eiweißen.

Die Energie liefert Adenosin-tri-phosphat (ATP), ein Stoff, der in allen Körperzellen gespeichert ist und der für die Energiegewinnung geteilt werden kann: Nimmt der Körper ein Phosphatteilchen weg, entsteht Adenosin-di-phosphat (ADP). Nach der Beanspruchung baut er es wieder zusammen, damit eine neue Energieleistung erfolgen kann.

Je nach Zeit der Beanspruchung können dabei 3 unterschiedliche Phasen der Energiebereitstellung durchlaufen werden.

  1. Die anaerob-alaktazide Energiebereitstellung (ohne Sauerstoff und ohne Laktat)
  2. Die anaerob-laktazide Energiebereitstellung (ohne Sauerstoff und mit Laktat)
  3. Der aerob-alaktazide Abbau von Glukose und Fettsäuren (mit Sauerstoff und ohne Laktat)

Beim Laktattest wird die anaerob-laktazide Energiebereitstellungsfähigkeit der Körpers getestet (ohne Sauerstoff und mit Laktat).

Die anaerob-laktazide Energiebereitstellung

Die anaerob-laktazide Energiebereitstellung wird nach wenigen Sekunden Belastung aktiv, wenn der Körper realisiert, dass die Anstrengung länger dauert. Da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, wie lange, baut er diesen Zwischenschritt ein. Er nutzt Glukose als schnell verfügbaren Zucker, um in der Energiebereitstellung voranzukommen. Für die Hinzunahme von Sauerstoff hat er noch keine Zeit, sodass die Verbrennung unvollständig erfolgt und schnell ermüdet. Im Ergebnis entsteht das Stoffwechselendprodukt Laktat.

Den Übergang von der Energiegewinnung ohne Sauerstoff zur Energiegewinnung mit Sauerstoff nennt man aerobe-anaerob Schwelle. Sie ist veränderbar und passt sich an ein Training an. Leistungssportler haben eine deutlich längere Spannbreite zwischen beiden Energiegewinnungsphasen als Untrainierte.

Der Laktattest ermittelt den Verlauf des Laktatgehalts im Blut bei steigender Belastung. Da Laktat immer dann entsteht, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verbrennung des Zuckers zur Verfügung steht, geht es bei dem Test um die Frage, wann die Muskeln eines Sportlers „sauer“ werden und schnell ermüden. Über einen Trainingsplan wird dann versucht, dieses Ergebnis zu verändern mit dem Ziel, die Ausdauerleistungsfähigkeit des Sportlers zu verbessern.

Der aerob-alaktazide Abbau von Glukose und Fett(säuren)

Wenn genügend Zeit und Sauerstoff zur Verfügung stehen, kann die Glucose vollständig abgebaut werden. Die Energieausbeute ist hierbei sehr viel größer und das Stoffwechselendprodukt Laktat wird nicht produziert. Der Sportler befindet sich in seiner „energetischen Mitte“. Er ist lange ausdauernd leistungsfähig.