Teil 1: Vorbereitung - Wie wichtig ist das passende Schuhwerk?

KSV-Interview mit Michael Kriwat, Orthopädie-Schuhmachermeister und Geschäftsführer der Kriwat GmbH in Kiel.

Der Fuß- und Gesundheitsspezialist Kriwat ist seit 1987 auf dem Gebiet der Orthopädie-Schuhtechnik unterwegs und hat seinen Hauptsitz in Kiel. Die KSV Holstein profitiert seit über 10 Jahren vom Knowhow des Unternehmens. Die enge Verbindung kam über Holsteins kaufmännischen Geschäftsführer Wolfgang Schwenke zustande und dadurch, dass die Kriwat GmbH Produkte für die Füße- und auch Fußballschuhe anbietet. "Seitdem freuen wir uns über die tolle Zusammenarbeit und den regen Austausch mit dem Holstein Medical-Team", so der 59-jährige Orthopädie-Schuhmachermeister und Geschäftsführer Michael Kriwat. Aber auch der Breiten- und Freizeitsport steht im Fokus der Kriwat GmbH. Patrick Nawe von der KSV-Medienabteilung sprach mit Michael Kriwat über den idealen Laufschuh, Gesundheit und Möglichkeiten der Optimierung im Bereich des Bewegungsapparates.

Herr Kriwat, welche Fragen sollte ich mir stellen, um den passenden Laufschuh für mich zu finden?

Michael Kriwat: Sicherlich stellt man sich anfangs immer erst die Frage, wieviel Geld man für einen guten Schuh ausgeben möchte. So zwischen 80 und 140 Euro sollte man dafür schon in die Hand nehmen, um ein gutes Produkt zu bekommen. Das Allerwichtigste ist danach sicherlich die Stabilität des Laufwerks. Es wird im Volksmund oft gesagt, dass ein Laufschuh vor allem weich sein und dämpfen muss, aber jede gedämpfte Situation birgt auch eine gewisse Instabilität. Daher ist ein gutes Mischverhältnis wichtig. Und das ist stark von der Form des Fußes abhängig. Der Schuh muss optimal zum individuellen Laufstil und zur Beinachse passen, es gibt insgesamt fünf verschiedene Arten von Laufschuhen. Um das genau zu bewerten sollte man einen gut ausgebildeten Schuhverkäufer kontaktieren oder sich die Mühe machen, ein Orthopädie-Fachgeschäft aufzusuchen. Eine Laufanalyse ist sehr gut angelegtes Geld. Die Analyse der Fußform, eventueller Fehlstellungen im Körper bis zum Übergewicht kann den Kauf maßgeblich beeinflussen.

Wo sollte ich meinen Laufschuh optimalerweise kaufen?

Michael Kriwat: Viele kaufen ja inzwischen auch ihre Laufschuhe online. Das hat den Nachteil, dass man den Schuh nicht so richtig ausprobieren und mit anderen Modellen vergleichen kann. Auch fehlt so die direkte Beratung. Dabei ist tatsächlich die Individualität der Schuhe sehr wichtig. Wenn ich natürlich mit einem Modell bereits gute Erfahrungen gemacht habe, dann kann man natürlich online auf die Suche gehen und einen guten Preis herausfinden.

Zu welcher Tageszeit sollte ich einen Schuh kaufen?

Michael Kriwat: Es macht sicherlich Sinn, die Laufschuhe am späteren Nachmittag oder am frühen Abend zu kaufen, denn die Füße dehnen sich im Laufe des Tages aus. Bei Erwachsenen können sich die Füße bis zu drei oder vier Prozent ausdehnen und einige Millimeter verlängern.

Wie oft muss ich meinen Laufschuh wechseln oder kann ich sogar meinen Laufschuh von letztem Jahr immer noch ohne Bedenken tragen?

Michael Kriwat: Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Ich habe schon Laufschuhe gesehen, die waren schon nach 200 Kilometern Laufleistung hinüber, weil sie einfach nicht geeignet waren. Man sagt eigentlich, dass Schuhe 1200 bis 1500 Kilometer aushalten müssten. Man sollte sich den Schuh öfters anschauen. Und in dem Moment, in dem sich die Sohle zu einer Seite absenkt, nach innen oder nach außen, muss er sofort weg. Selbst kleinste Kippungen machen sich in Punkto Belastung des Hüftbereiches drastisch bemerkbar. Vielleicht ist das vergleichbar mit dem Reifendruck bei Autos. Wenn sich der Wagen zu einer Seite absenkt, dann läuft etwas unrund.

Woran merke ich überhaupt, dass ich vielleicht Einlagen benötige?

Michael Kriwat: Meistens kommen die Menschen zu uns, weil sie irgendwelche Schmerzen haben, entweder im Knie, im Sprunggelenk, in der großen Zehe oder auch an der Achillessehne. Erst kommt der Schmerz, dann kommt der Besuch beim Fachmann. Und sehr häufig hat es dann auch mit schlechtem Schuhwerk zu tun.

Muss ich eine Laufanalyse machen, um einen guten Schuh auszuwählen oder kann ich auch selbst herausfinden, ob ich vielleicht einknicke o.ä.?

Michael Kriwat: Zum Glück gibt es heute die Möglichkeit, relativ problemlos eine Laufanalyse zu machen. Ganz allein stellt sich das schwierig dar. Als die Laufbewegung bei uns in den 80er Jahren begann, da war so etwas wie eine Laufanalyse gänzlich unbekannt. Und spezielle Laufschuhe waren auch eher die Seltenheit. Es macht schon Sinn, dass man sich professionelle Hilfe holt. In der Regel wird bei der Laufbandanalyse per Videokamera das Bewegungsmuster aufgenommen. Diese Aufnahmen können im Standbild aufzeigen, ob es zu einem Knicken oder Verdrehen des Fußes im Zuge der Laufbewegung kommt.

Das heißt, dass mit falschem Schuhwerk Probleme den gesamten Körper beeinträchtigen könnten - was genau könnte mich treffen?

Michael Kriwat: Achillessehnenprobleme, Schienbeinkantenreizungen, Beschwerden rund um das Knie, Reizungen und sogar erhebliche Hüftprobleme kommen vor. Darüber hinaus natürlich auch Rückenbeschwerden. Beim Laufen sind die Belastungen natürlich noch deutlich höher als beim gewöhnlichen Gehen.

Kommen mit dem Alter automatisch Probleme?

Michael Kriwat: Vor allem muss man wissen, dass man mit zunehmendem Alter immer mehr für seine Muskulatur machen muss. Das haben noch nicht alle begriffen. Funktionsgymnastik wird immer wichtiger.

Nun begleiten Sie seit über zehn Jahren den Aufschwung der Kieler Störche hautnah mit. Was ist für Sie das Besondere an der engen Zusammenarbeit?

Michael Kriwat: Die gute Zusammenarbeit mit der Physiotherapie-Abteilung und den Funktionstrainern ist da sicherlich hervorzuheben. Wir konnten viele neue Impulse geben, die optimal umgesetzt wurden. Ich habe bisher noch nichts Vergleichbares erlebt. Die vielfältige Arbeit an körperlichen Einschränkungen ist vorbildlich bei Holstein. Das ist ein großes Erfolgsgeheimnis bei Holstein Kiel. Alle arbeiten positiv mit und stehen voll hinter der Sache.

Was bringt es, auch einmal barfuß über die grüne Wiese oder durch den Strandsand zu gehen?

Michael Kriwat: Unser gesamtes System reagiert auf besondere Empfindungen und stimuliert unser System. Wenn das verkümmert oder zu wenig Reize geboten werden, dann werden die Reaktionen gehemmt. Das System kann so sehr schnell verkümmern.

Wie wichtig ist Prävention?

Michael Kriwat: Die Wahrscheinlichkeit Verletzungen zu bekommen, wird durch Prävention deutlich reduziert. Und egal ob Spitzensportler oder Breitensportler, jeder sollte sich um seine Gesundheit kümmern. Und es gibt die unterschiedlichsten Formen. Dazu gehört natürlich dann auch das passende Schuhwerk auszuwählen.