Teil 3: Belastungssteuerung - Schritt für Schritt steigern

Es geht immer und überall, man braucht kaum Equipment und es ist für sämtliche Vitalfunktionen des Körpers von Vorteil: Das Laufen oder Joggen. Im ersten Teil der Lauf-Reihe ging es um die richtigen Laufschuhe, der zweite Teil beschäftigte sich mit Tipps rund um das Thema "Laufen im Sommer". Was muss man jetzt aber als Laufanfänger beachten, wenn es endlich mit dem Laufen losgehen soll? Diese und andere Fragen beantwortet Holstein Kiels Athletiktrainer Timm Sörensen.

Die Vorbereitungen auf das Lauftraining sind abgeschlossen: Die richtigen Schuhe stehen bereit und die theoretischen Tipps für das Laufen sind im Kopf. Wie oft sollte man denn aber nun am Anfang joggen gehen, ohne zu überlasten? Timm Sörensen hebt bei dieser Frage die Freude am Laufen hervor: "Es sollte schon so sein, dass man während der Aktivität einen gewissen Spaß entwickelt, um die Langfristigkeit des Laufens beizubehalten", so Sörensen. Um sich bei den ersten Läufen aber nicht zu überlasten, solle man nicht direkt mit drei oder vier Läufen in der Woche starten, sondern erst einmal mit zwei Läufen pro Woche beginnen, rät der Athletiktrainer. Wichtig sei, am Anfang nicht zu viel zu wollen. "Sonst kann es sein, dass man die Idee des Laufens relativ schnell wieder verwirft." Als Motivation eigne sich auch eine Laufstrecke durch eine schöne Landschaft: "Denn eine Strecke in der freien Natur ist sicher motivierender, als wenn man nur um Häuserblocks läuft", ergänzt der Athletikcoach.

Nicht gleich Vollspeed

Um das beste Tempo zu finden, ist es laut Sörensen wichtig, mit welcher Grundkondition man das Lauftraining beginnt. "Wenn ich schon in anderen Sportarten aktiv bin, kann ich natürlich auch schon beim ersten Lauf mit kleinen Intervallen arbeiten, kann aber auch eine Viertelstunde oder 20 Minuten am Stück locker traben", meint der 38-Jährige. Einem absoluten Anfänger empfiehlt er aber, mit Lauf- und Geh-Intervallen anzufangen: Also zwei Minuten ganz locker traben und wenn man merkt, dass die Anstrengung deutlich zunimmt, sollte man wieder in ein Gehen wechseln. Das wiederholt man fünf bis sechs Mal, sodass eine Trainingszeit von 20-25 Minuten entsteht. Diese Zeit könne dann laut Sörensen von Woche zu Woche gesteigert werden, genauso wie die Intervalle, die langsam erhöht werden können. Aber wie schnell soll man denn nun laufen? Hier lautet die Faustregel: Lieber das Gefühl haben, zu langsam zu laufen, als zu schnell: "Letztendlich wollen wir ja versuchen, den aeroben Bereich (das bedeutet, wenn der Körper genug Sauerstoff zur Verfügung hat) zu trainieren und damit bei vielen Leuten, die auch Gewicht verlieren wollen, auch den Fettstoffwechsel anzuheizen. Und da ist es sehr wichtig, am Anfang wirklich ganz langsam zu laufen, um sich erstmal an die Belastung zu gewöhnen", rät der Athletiktrainer.

Trainingspause

Hoch motiviert zu sein, ist grundsätzlich eine tolle Sache. Manchmal ist es allerdings doch ratsam, eine Trainingspause einzulegen und dem Körper Zeit für die Regeneration zu geben. Gerade zu Beginn des Lauftrainings ist es gut, auf den Körper zu hören und Anzeichen wie stärkere Muskelbeschwerden oder Probleme mit den Knien oder Sprunggelenken ernst zu nehmen. "Das sollte dann Anlass dafür sein, das vorher geplante Programm individuell anzupassen", meint der Experte. Weniger ist dann doch manchmal mehr.

Dranbleiben

Ziele sind wichtig, allerdings sollte man diese nicht so wählen, dass man als Laufanfänger nach vier Wochen einen 10km-Lauf absolvieren möchte. Aber man könnte z.B. im Sommer anfangen zu laufen und dann für das nächste Frühjahr ein Event planen. "Zum Beispiel einen Volkslauf über 5 km", schlägt der Fachmann vor. "Das kann man dann jedes Jahr forcieren, damit eine gewisse Eigenmotivation entsteht, um regelmäßig laufen zu gehen", schlägt er vor. Wenn diese Sportaffinität nicht im Hinterkopf sei, so Sörensen, gehe das auch über eine gewünschte Gewichtsreduktion. Allerdings sei es dann auch nicht damit getan, regelmäßig laufen zu gehen. Hier sei auch eine auf das Ziel abgestimmte Ernährung wichtig.

Ernährung

Der Laufanfänger sollte zunächst schauen, wie seine Ernährung bisher ausgesehen hat. Bei dem Ziel, Gewicht zu verlieren, sollte der Plan dann dementsprechend angepasst werden: "Meist sind das dann weniger Kohlenhydrate und weniger Zucker. Ausgewogen sollte die Ernährung sein", erklärt Sörensen. Wenn man schon einen Schritt weiter sei und regelmäßig die 10 Kilometer laufe oder man sich auf einen Marathon vorbereite, müsse natürlich darauf geachtet werden, dass man dem Körper die nötigen Kohlenhydrate und Proteine zuführe. "Denn die Muskelsynthese ist natürlich auch beim Laufen aktiv", betont der Athletiktrainer.

Pulsuhr: Ja oder nein?

Immer mehr im Kommen sind die Smartwatches und Fitnesstracker. Sie überwachen nicht nur die Schrittanzahl, sondern messen auch die Herzfrequenz, was gerade bei einer sportlichen Betätigung durchaus sinnvoll sein kann – oder? Wenn man ein bisschen ambitionierter sei, sollte man sich vor dem Lauftraining einmal durchchecken lassen oder sich vielleicht auch einer Leistungsdiagnostik unterziehen. "Denn dann hat man seine eigenen exakten Bereiche, in denen man trainieren sollte", erklärt Sörensen. Wenn eine solche Diagnostik gemacht wird, braucht man natürlich auch eine Uhr mit einem Herzfrequenzsensor, um in dem diagnostizierten optimalen Herzfrequenzbereich zu trainieren. Nicht so ambitionierte Läufer brauchen zwar keine Pulsuhr, sollten sich aber auf die Signale des Körpers konzentrieren: "Dann sollte man aber schon während des Laufens für sich ein subjektives Gefühl dafür entwickeln, was mit meinem Körper während des Laufens passiert. Wie fühlt es sich an, wenn ich etwas schneller unterwegs bin? Was passiert, wenn die Temperaturen etwas steigen? Wie reagiert mein Körper, wie meine Herzfrequenz?", gibt der Spezialist zu bedenken. Es ginge darum, den eigenen Körper kennenzulernen und ihn mit der Zeit besser einschätzen zu können, um dann eine gewisse Progression voranzubringen, so Sörensen weiter.

Steigerungen einbauen

Läuft man zwar unterschiedliche Strecken, hat aber mindestens eine dabei, die man immer wieder läuft, kann man anhand derer schon sehen, ob man sich verbessert hat: Für die Strecke wird weniger Zeit benötigt oder sie fällt einem leichter. "Wenn es mich selbst nicht mehr so sehr fordert, sollte ich entweder die Streckenlänge erhöhen oder das Lauftempo steigern", erklärt Sörensen. Auch hier hat er aber einen wichtigen Zusatztipp: "Wenn wir uns als Laufanfänger optimal vom kardio-vaskulären-System entwickeln wollen, sollten wir zunächst im Fettstoffwechselbereich arbeiten. Deshalb bringt es nicht wirklich viel, das Lauftempo zu schnell zu steigern, um dann nicht mehr im aeroben Bereich unterwegs zu sein. Dann haben wir nämlich nichts für unsere Grundlagen getan. Das sollte aber der Fokus bei Laufanfängern bleiben", rät der Athletiktrainer.

Lauftechnik

Generell ist es schwierig, sich selbst zu überprüfen, wenn es um eine gute Lauftechnik geht. Da brauch es schon einen Trainer oder Fachpersonal. Timm Sörensen macht aber darauf aufmerksam, dass das eigene Körpergefühl schon einen Hinweis geben kann: "Wenn ich als Laufanfänger das Gefühl habe, es ist alles so schwerfällig oder fühlt sich komisch an, dann ist sicherlich die Lauftechnik nicht optimal." Videos über die korrekte Lauftechnik (z.B. auf YouTube) seien nicht schlecht, sagt Sörensen. Aber auch hier gilt wieder: Wer ein bisschen ambitionierter unterwegs ist, kann gerne ein Institut aufsuchen, in dem eine Laufbandanalyse gemacht werden kann, sodass die entsprechenden Fehler korrigiert werden können, meint der 38-Jährige. Auch ist zusätzliches Krafttraining durchaus sinnvoll, um die Laufökonomie zu verbessern.

Motivation durch Musik?

Musik lenkt ab, Musik pusht und Musik steigert auch das Durchhaltevermögen. Gerade, wenn man sich eigene Playlists mit Songs zusammenstellt, die einen persönlich motivieren. Timm Sörensen sieht das Musikhören allerdings auch etwas kritisch: "Bei Laufanfängern sollte man die Musik noch einmal ausklammern, da es bei denen wichtig ist, dass sie ihren Körper ein bisschen kennenlernen und dann durch die Musik vielleicht eher etwas abgelenkt sind, anstatt darauf zu achten, was der Körper für Signale sendet." Er rät deshalb, die Musik erst später ins Training einzubauen, um dann auch während des Laufens besser abschalten zu können.

Nach dem Laufen ein bisschen Stretching

Laufen sollte grundsätzlich nicht das einzige körperliche Workout sein. Timm Sörensen rät dazu, auch die Beweglichkeit, die Kraft und die Grundstabilität des Rumpfes zu trainieren. "Da bietet es sich an, eine kleine Aktivierung vor dem Laufen zu machen (5-6 Minuten), aber auch nach dem Training ein paar Übungen zur Beweglichkeit mit einzubauen", ergänzt der Athletikcoach. Genügend Übungen dazu findet man z.B. auf YouTube.

Beispielpläne für einen Laufanfänger

Zu Beginn:

MontagPause
DienstagLaufen
MittwochPause
DonnerstagLaufen
FreitagPause
SamstagStabilität, Rumpf, Hüfte
SonntagPause

Wenn man keine körperlichen Probleme hat, kann man auf drei Läufe pro Woche steigern:

MontagLaufen
DienstagPause
MittwochLaufen
DonnerstagPause
FreitagLaufen
SamstagStabilität, Rumpf, Hüfte
SonntagPause

Es wird klar: Laufen ist toll und ein probates Mittel, um sich zu bewegen und fit zu halten. Dennoch sollte hier und da achtgegeben werden, dass man seinem Körper nicht zu viel abverlangt und die Gesundheit gefährdet statt gefördert wird. Wenn die Tipps aus dieser Laufreihe aber beherzigt werden, steht einem guten Training nichts im Wege.