Passt das zusammen?

Veganer verzichten aus vielfältigen Gründen, wie z.B. Ethik, Umwelt und Gesundheit, auf jede Form von tierischem Eiweiß. Neben Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten gehören auch Milchprodukte, Eier und Honig dazu. Gerade diese sind aber Lieferanten von wichtigen Nährstoffen für Leistungssportler. Passen vegane Ernährung und Leistungssport trotzdem zusammen?

Sportstars wie Rennfahrer Lewis Hamilton, Tennisprofi Novak Djokovic und der Radrennfahrer Chris Froome, die diese Lebensform für sich gewählt haben, beweisen, dass der vegane Lebensstil nicht leistungsmindernd sein muss.

Auch Holstein-Kiel-Profi Johannes van den Bergh hat den Weg für sich entdeckt. Der Linksverteidiger ernährt sich seit mittlerweile drei Jahren vegan. Ausschlaggebend war damals sein ehemaliger Mannschaftskollege Tom Weiland, der ihm den Film „What the health“ nahegelegt hat. (Anm.d.Red.: Dokumentation, die sich mit den ausschlaggebenden Faktoren für Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Übergewicht, Krebs und Diabetes beschäftigt). Die IKK sprach mit ihm über seine Erfahrungen mit der veganen Ernährung.

Johannes van den Bergh im Interview

Zu Beginn des Interviews macht Johannes van den Bergh deutlich, dass er schon verschiedene Ernährungsformen ausprobiert habe und es seiner Meinung nach sehr viel komplizierter sei, sich glutenfrei zu ernähren, als auf tierische Produkte zu verzichten. „Mittlerweile sind ja auch die Supermärkte relativ gut mit veganen Produkten ausgestattet“, fügt er hinzu.

Als Johannes mit der Umstellung zum veganen Lebensstil begann, gab es jedoch auch Phasen, in denen er die Ernährung schleifen lies. „Als Leistungssportler bekommst du aber eben direkt ein Feedback. Du kannst jeden Tag überprüfen, wie dein Training war und was du an dem Tag gegessen hast“, sagt er. Eine Einhaltung der veganen Ernährung, hätte bei ihm zu einer Verbesserung der Regeneration und der Laufleistung trotz steigenden Alters geführt, berichtet er. Weitere positive Effekte der veganen Ernährung seien ein geringeres Verletzungsrisiko, ein ausbleibendes Völlegefühl und Mittagstief nach dem Essen, sowie eine allgemeine Leistungssteigerung.

Jeder, der meint, als Veganer müsse man doch was vermissen, bekommt von Johannes ein Kopfschütteln als Antwort. Kulinarische Einbußen könne er nicht nennen. Ihm fehle nichts. „Man muss aber auch dazu sagen, dass ich mich nicht komplett geißele. Wenn ich jetzt mal nach Hause fahre und meine Mutter einen Kuchen gebacken hat, in dem ein Ei ist, esse ich den Kuchen auch. Aber zu 95% ist in meinem Kühlschrank nur Veganes zu finden.“

Proteinbedarf decken

Worauf Johannes van den Bergh besonders achtet, ist die ausreichende Zufuhr von pflanzlichen Proteinen. Hier setzt er auf Hülsenfrüchte und weil er als Leistungssportler einen erhöhten Proteinbedarf hat auf veganes Proteinpulver. Das einzige Nahrungsergänzungsmittel, was er zu sich nimmt, ist Vitamin B12.

Obwohl er selbst von der veganen Ernährung überzeugt ist, will er aber keine Überzeugungsarbeit leisten. Er habe mit dem veganen Lebensstil gute Erfahrungen gemacht, aber: „Ich mache das für mich und jeder kann das für sich selbst ausprobieren. Aber das, was du jeden Tag zu dir nimmst, ist eben deine Energiequelle. Das machen sich leider viel zu wenig Menschen bewusst“, sagt er. „Du tankst ja auch deinen Sportwagen nicht mit Diesel!“

Timm Sörensen, Athletiktrainer bei Holstein Kiel, hat gegen eine vegane Ernährung im Leistungssport auch nichts einzuwenden, wenn auf gewisse Punkte geachtet wird. So nennt auch Timm eine ausreichende Zufuhr von Proteinen zum Erhalt der Muskelmasse und die Supplementierung von Vitamin B12, die man bedenken sollte. Auch rät er nicht zu einer Umstellung der Ernährung von heute auf morgen. „Man sollte dann z.B. erst mal die Fleischtage pro Woche auf zwei reduzieren und dann mal schauen, wie man damit klar kommt.“ Auch auf die Kalorienbilanz ist laut Timm zu achten: „Fleisch und tierische Produkte liefern recht viel Energie. Das muss dann bei der veganen Ernährung kompensiert werden.“ Das solle man aber, wenn möglich, nicht durch eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr machen, sondern lieber durch mehr Gemüse. Grundsätzlich sei die vegane Ernährung im Sport nicht die optimale Lösung, so die Meinung von Timm Sörensen. „Man muss an ein paar Rädchen drehen. Aber unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, dass ein Leistungssportler der veganen Ernährung nachgehen kann!“

Das Fazit

Pflanzen sind für viele Menschen die Speise der Wahl geworden. Und tatsächlich zeigt sich: Die Grundlage einer ausgewogenen Ernährung ist pflanzlich. Durch u.a. Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten wird diese Grundlage geschaffen. Tierische Produkte sind als Ergänzung manchmal sinnvoll. Doch wer bei seinen Mahlzeiten auf die richtige Mischung achtet und eventuelle fehlende Nährstoffe supplementiert, kann guten Gewissens darauf verzichten. Besonders Leistungssportler sollten allerdings ihre Werte regelmäßig von Ärzten überprüfen lassen, damit Mängel vermieden werden und somit der vegane Lebensstil der optimalen Leistungsfähigkeit nicht im Wege steht.